Von 2011 bis 2014 spielte Leonardo Dedé zum Abschluss seiner Karriere für den türkischen Verein Eskisehirspor, war danach noch kurz Co-Trainer. Michael Skibbe, sein erster Trainer beim BVB, hatte den inzwischen 44-Jährigen nach Vertragsende in Dortmund verpflichtet. Der Traditionsverein spielte damals in der höchsten türkischen Liga "Süper Lig" und hatte große Ambitionen. Zu große Ambitionen.
Wie in den späten 1960er-Jahren wollte Eskisehirspor nochmal in die Phalanx der Istanbuler Klubs eindringen – und nach Europa. Dafür wurden in den Jahren nach dem Wiederaufstieg viele namhafte Spieler verpflichtet, wie Semih Sentürk, Theofanis Gekas und eben auch Dedé.
Doch das Konzept ging nicht auf. Auch, weil das Geld dafür eigentlich gar nicht da war. Nachdem man noch in der Saison 2012/13 erfolglos an den Play-Off-Spielen zur Europa League teilgenommen hatte, ging es steil bergab. Inzwischen spielt der beliebte Verein, der sich nach wie vor auf seine breite und berüchtigte Fanbasis verlassen kann, in seinem modernen 35.000 Zuschauer fassenden Stadion nur noch viertklassig. Und es sieht weiterhin nicht gut aus. Nach der Hälfte der Spielzeit liegt man bereits wieder auf dem letzten Tabellenplatz. Es droht der Absturz in die Amateurligen.
Mit dafür verantwortlich ist in erster Linie ein seit Jahren andauerndes Transferverbot durch den türkischen Fußballverband. Weil viele Spieler immer noch auf ihre Gehälter von damals warten und auch eine Ablösesumme bei Meister Trabzonspor offen steht, dürfen keine weiteren Spieler verpflichtet werden. Seitdem dünnt der Kader immer weiter aus und der Verein tritt fast ausschließlich mit einem Jugendteam an.
Neues Präsidium will Eskisehirspor retten - Dédé hilft
Aber jetzt versucht ein neues junges Präsidium das Ruder noch einmal herumzureißen. Dafür müssen sie möglichst alle Spieler und Trainer dazu bewegen, dem Fußballverband gegenüber eine Verzichtserklärung abzugeben. Viele haben bereits zugestimmt. Auch, weil sie alle den Verein lieben. Und auch Dedé will seinen Beitrag dazu leisten. „Sie haben mich gefragt, ob ich auf mein Geld verzichten kann“, sagte Dedé. „Und ich habe ja gesagt und die entsprechende Unterschrift geleistet. Sie versuchen alles, damit der Verein überlebt.“
Eigentlich könne er das Geld auch gut in seinem Heimatland gebrauchen, weil er in Brasilien weiterhin Favela-Kinder und seine große Familie unterstützt. „Ich habe damals immer mindestens vier oder fünf Monate zu spät mein Gehalt bekommen. Und dann eben nicht mehr alles.“ Aber das sei keineswegs nur bei Eskisehirspor so gewesen sondern auch bei anderen Vereinen. Und er würde sich wünschen, dass der Klub überlebt. Denn es sei eine wunderbare Erfahrung gewesen in der Türkei und der Klub ihm auch ans Herz gewachsen.
Es bleibe aber ein schmaler Grat, wenn die Spieler als Familienväter eigentlich auf das Gehalt angewiesen sind. Dennoch hoffe er das Beste. Allerdings plagen den Klub immer noch Schulden in Höhe von 15 Millionen Euro.
Noch näher als Eskisehirspor ist ihm natürlich Borussia Dortmund. „Ihnen traue ich in der Restrunde auf jeden Fall einen Champions-League-Platz zu“, ist sich Dedé sicher. Davon kann man in Eskisehir nur träumen.